40min Dokumentarfilm/ Regie Anna Bartholdy/ Kamera Mareike Baumeister/ Schnitt Gunther Kreis/ Producer Agnes Landen/ Filmakademie Baden- Württemberg 2009
Liebe Anna, dein Foto vom Lavendelgarten am Güstrower Schloß hat bei mir etwas in Bewegung gesetzt!
Das gelbe Gebäude im Hintergrund ist das Krankenhaus. Es war früher auch gelb, das hab ich deutlich in Erinnerung. Am 1.Mai 45 marschierten die Russen ein. Die Haustüren durften nicht abgeschlossen werden – der Krieg war noch nicht zu Ende. Die Russen stürmten die Häuser :“Essen, trinken, Frau, Frau!“ Meine Mutter lag mit ihren vier Töchtern (Dieti war wegen Darmverschlingung und Notoperation im KH) und einer evakuierten Frau mit zwei Töchtern und mit Todesangst in den Ehebetten – acht Personen. Es ging „gut“. Am nächsten Tag kam der Chefarzt des KH, der mit uns im Haus wohnte, zu unserer Mutter mit dem Angebot, uns im KH zu verstecken. Wir lebten dort eine Woche in einem dunklen Kellerraum zu zwanzig Personen. Uns wurde eingeprägt, still zu sein, nicht zu husten oder zu niesen. Ich lag auf einer Decke unter einem Feldbett. Es ging mir gut, denn neben mir lag ein Sack Haferflocken und ein Sack Zucker, ich bohrte Löcher in die Säcke und stopfte mich voll.
Ab und zu sah man Schaftstiefel draußen vorbeipatrouillieren. Der Arzt hatte an der Kellertür ein Schild „TYPHUS“ anbringen lassen. Das rettete uns, die Russen machten einen Bogen um den Keller. Am 8. Mai war Waffenstillstand, wir konnten in unsere -verwüstete- Wohnung zurück und abends das Haus
abschließen. Und ich bekam Typhus.Lange her – mehr als 62 Jahre !
So weit, liebe Anna, deine Heidi